Wenn von heißgeliebten Märchenbüchern nur noch der Buchblock übrig geblieben ist, dann kann ich als gelernte Handbuchbinderin da gerne etwas zaubern! Hier zum Beispiel neue Einbände aus Halbleinen mit einem entzückenden Buntpapier illustrierter Fesselballons, salbeigrünem Ingresbütten als Vorsatz Papier und ledernen Rückenschildern mit Goldprägung.

Meine Kundin hat die Bücher bereits abgeholt und war sehr entzückt.

Doch: Halt. Warum habe ich da gerade geschrieben: "... als gelernte Handbuchbinderin ..."? Das kann doch mit einer Youtube-Videoanleitung oder einem der vielen Do-it-yourself-Bücher doch inzwischen jeder selbst machen? Wirklich so? Dazu vielleicht eine kleine Erklärung und ein Blick über die Schulter in meine Werkstatt. 

Zuerst ein paar Worte zu den Materialien, die sich meine Kundin ausgesucht hatte: 

Der Buchrücken ist mit einem kräftigen, offenen, groben Buchleinen bezogen, sogenanntem Jeansleinen, die Kette ist aus grüner, der Schuß aus naturfarbener Viskose-, Baumwolle- und Leinenmischung, 18 Kettfäden und 12 Schußfäden pro qcm. Das Material hat eine wunderbare Optik und einen sanften Glanz, ist aber mit einer Grammatur von 210g/qm nicht ganz einfach zu verarbeiten, dazu ist es mit einem 30g/qm-Papier kaschiert. Das Buntpapier mit den Fesselballons ist matt und unbeschichtet, wurde mit lichtbeständigen Tinten auf Pflanzenbasis bedruckt und hat nur 85g/qm, ist also im Gegensatz zu dem Leinen wirklich ziemlich dünn. 

Es ist wichtig die Eigenschaften der Einzelteile zu verstehen, mit denen man einen Einband beziehen möchte, bevor man sich an die Arbeit macht. In diesem Fall würde man später den Übergang zwischen dem starken Leinen und dem dünnen Papier deutlich sehen, was ich persönlich nicht ästhetisch finde. Um das zu vermeiden, versenke ich das Leinen im Buchdeckel. Um das wiederum tun zu können, verarbeite ich ausschließlich Buchbinderpappe in 1A Qualität, die sich für so ein Vorgehen eignet. Das Versenken ist ein kleine Kunst für sich, da man vorab den "Nutzen" genau berechnen muss: wie weit soll das Leinen aufliegen, wie dick ist die Pappe, der Rücken, wie tief sind die Fälze... Macht man bei dieser Berechnung einen Fehler, schneidet man das Buchleinen zu schmal zu, dann zeichnet sich nach dem Auftrocknen des dünnen Bezugspapiers der Spalt zwischen Leinen und Pappe ab. Schneidet man es zu dick zu, dann hat man auch nichts gekonnt, denn dann hat man einen seltsamen Wulst unter dem Papier liegen. Vielleicht ist es also doch gut, besonders geliebte und/oder wertvolle Bücher zu einer gelernten Handbuchbinderin zu bringen.

Und falls es um die Kosten geht, da verweise ich gerne auf meine Geschäftsbedingungen: Ich gebe vor Auftragserteilung ein verbindliches Angebot ab, sollte ich mehr Zeit benötigen, ist das mein Risiko. Brauche ich weniger Zeit, berechne ich auch weniger. Und: normales Material ist im Preis enthalten. 

Eine wirklich umfangreiche Auswahl an Leder, Leinen und Papieren habe ich immer vor Ort in meiner Werkstatt in Landsberg am Lech, viele Kunden lieben es in Farben und Kombinationen zu schwelgen. Wer mir Bücher aber von weiter weg zuschickt oder selbst keine Idee für einen Einband hat, für den stelle ich - ohne Berechnung - mögliche Kombinationen passend zum Inhalt der Bücher zusammen und sende diese individuelle Auswahl per PDF. Sprechen Sie mich also gerne und unverbindlich an, ich freue mich auf Ihre Bücher.